„Unvergeßlich der Blick, wenn man vom Waldrand am Block Streitmühle aus das Auge weit über das Land schweifen ließ. Das war so recht eine Stelle, zum Sitzen und Schauen geschaffen. Wie habe ich immer die Fanatiker unter den Eisenbahnfreunden bedauert, die Besessenen, die den Weg entlanggetrabt sind, den Blick starr auf die Gleise gerichtet, ohne die vielen Schönheiten am Wege zu gewahren. Nein, man muß sitzen und warten können, bis aus der Ferne das Auspuffgeräusch des herannahenden Zuges vernehmbar wird, das bedächtige Schnaufen der großrädrigen Schnellzuglokomotive, erfolgt vom flinken Gehechel der Schiebelok. Wie schlug das Herz höher, wenn die Wagenschlange an uns vorüberzog und man noch lange den Schlag der Maschinen im Walde vernehmen konnte.“
Das war nicht nur eine Stelle zum Sitzen und Schauen, sie ist es noch! Wo Ende der 1960er-Jahre der Maschinenbauer und Sachbuchautor Karl-Ernst Maedel über die Eisenbahn tüchtig ins Schwärmen geriet, liegt nunmehr der Rastplatz am „Schienenerlebnis Schiefe Ebene“. Und wer viel Glück hat, kann auch Jahrzehnte später nacherleben, was Maedel beschrieb.
Dabei hätte es anders kommen können: Nach den Kriegen von 1866 und 1871 dachte man darüber nach, die Strecke zu verlegen, um die Steigung für Militärzüge zu umgehen. Eine der Varianten war, zwischen Neuenmarkt und Marktschorgast neu zu trassieren – rund 20 Kilometer lang, aber deutlich weniger steil. An der Grenze zur Schweiz hatte man ähnliche Gedanken gehegt. So entstand dort die „Sauschwänzlebahn“.
Hier am Rastplatz ist die Geländeaussicht von damals und heute praktisch unverändert: Vor dem Höhenzug am Horizont verläuft das Tal des Weißen Mains. Die Landschaft aber hat sich inzwischen mancherorts sehr verändert. Seit Karl-Ernst Maedel wurde zum Beispiel die Autobahn A 9 verlegt. Damals lief sie mitten durch den Ort Lanzendorf, heute südlich davon. Neu ist auch die Autobahnkirche St. Christophorus auf der Anhöhe oberhalb des Klosterdorfs Himmelkron mit ihrem 36 Meter hohen Turm. Sie wurde 1998 geweiht.